Kernenergie in Frankreich

Die Elektrizitätsproduktion in Frankreich wird seit den 1980er Jahren von der Kernenergie dominiert. Ein Teil des erzeugten Stromes wird exportiert. Es werden weiterhin fossile Brennstoffe verstromt.
Erneuerbare Energie
Fossile Energieträger
Kernenergie
Wasserkraft
Kernkraftwerke in Frankreich, Stand 2022, d. h. ohne Fessenheim am Rhein

Frankreich hat seit Jahrzehnten den höchsten prozentualen Anteil an mit Kernenergie erzeugtem Strom weltweit.[1] 2019 stammten ca. 72 % des in Frankreich produzierten Stroms aus Atomkraftwerken (2016: 403 TWh (brutto) von 556 TWh[2][3], 2019: 377,4 TWh von 520,5 TWh[4]). Am gesamten Energiemix, also an der im Land verbrauchten Primärenergie für alle Sektoren, d. h. Verkehr, Wärme und Strom, hatte Kernenergie einen Anteil von 37 %.[5] Die Stand 2022 insgesamt 56 in Frankreich betriebenen Kernreaktoren haben eine installierte elektrische Gesamtleistung von ca. 61 GW.

Alle Kernkraftwerke werden vom staatlichen Stromkonzern EDF betrieben. Der Großteil der aktiven Reaktoren ging von 1979 bis 1994 in Betrieb, 2000 und 2002 folgten noch Standorte mit je zwei Blöcken aufgrund Bauzeiten von 11 bis 16 Jahren. 14 alte Reaktoren waren Stand März 2020 endgültig abgeschaltet, darunter Fessenheim am Rhein.[3] Ein EPR-Reaktor (ehemals European Pressurized Reactor) ist seit dem 3. Dezember 2007 im Kernkraftwerk Flamanville als Block 3 in Bau, einem Standort mit zwei Druckwasserreaktoren aus den 1980er Jahren. Die geplanten Baukosten und Bauzeiten werden massiv überschritten (siehe hier). Stand Dezember 2022 war eine Inbetriebnahme frühestens 2024 geplant.[6]

Bis etwa zum Ausbruch der Wirtschaftskrise ab 2007 plante Staatspräsident Nicolas Sarkozy den Neubau eines weiteren EPR.[7] Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima (März 2011) und der Wahl von François Hollande wurde der Plan nicht weiter verfolgt. Emmanuel Macron hat im Februar 2022 eine „Renaissance der Kernenergie“[8] angekündigt, mit dem Bau sechs neuer, verbesserter EPR bis 2050, der Prüfung von acht weiteren Standorten, zudem einer Laufzeitverlängerung bestehender Kraftwerke auf 50 Jahre. Die französische Atomaufsicht Autorité de sûreté nucléaire (ASN) hatte im Februar 2021 in einer Stellungnahme geschrieben, dass Reparaturen an den 32 ältesten Reaktoren Bedingung für eine Laufzeitverlängerung seien.[9]

Im Mai 2022 waren insgesamt 30 von 56 Reaktoren zu Wartungszwecken abgeschaltet,[10] im September sogar 32.[11][12] Bei zwölf dieser Reaktoren war Korrosion an Schweißnähten aufgetreten. Unter anderem die Unsicherheit darüber, ob hinreichend viele Reaktoren bis zum Winter 2022/23 wieder Strom produzieren würden, führte zu Rekordstrompreisen in Frankreich.[13]

  1. statista.com: Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung nach Ländern weltweit in den Jahren 2016 und 2017
  2. World Nuclear - Frankreich
  3. a b IAEO - Power Reactor Information System - Länderübersicht Frankreich
  4. Energy-Charts. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  5. Primärenergieverbrauch in Frankreich nach Energieträger 2021. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  6. Further delay to Flamanville EPR start up : New Nuclear - World Nuclear News. In: world-nuclear-news.org. 19. Dezember 2022, abgerufen am 12. November 2023.
  7. Radio France International - Präsident Sarkozy baut einen zweiten EPR in Frankreich
  8. Macron kündigt "Renaissance der Kernenergie" in Frankreich an. 10. Februar 2022, abgerufen am 16. Januar 2023.
  9. Atomkraft in Frankreich: Behörde will Laufzeit für älteste AKW auf 50 Jahre verlängern. In: Der Spiegel. 25. Februar 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Januar 2023]).
  10. French regulator gives update on corrosion issue : Regulation & Safety - World Nuclear News. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  11. Ralf Streck: Regierung bereitet Frankreich auf den Atom-Blackout vor. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  12. "Inacceptable", "faux", "irresponsable" : Macron règle ses comptes avec le patron d'EDF. 6. September 2022, abgerufen am 16. Januar 2023 (französisch).
  13. Frankreichs Atomkraft: Produktion auf 30-Jahres-Tief. In: faz.net. 28. Juli 2022, abgerufen am 30. Juli 2022.

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